Partielle Uraufführung von „Promethea“

„Tolle Elisabeth Kufferath
…zum Triumph macht das Ganze an diesem Abend auch eine Promethea, die Geigerin Elisabeth Kufferath, die auch noch die Viola spielt.“

Moritz Eggert komponiert für Violine und Viola: Bei der Uraufführung in der Christuskirche glänzt Geigerin Elisabeth Kufferath. Das Konzert „Promethea“ ist von der „Frankenstein“-Autorin Mary Shelley inspiriert.

Frankenstein und ein Violinkonzert, das muss man erst mal zusammen bringen. Der Komponist Moritz Eggert schafft so etwas. Aber es dauert, wie die partielle Uraufführung in der Christuskirche zeigt. Das ambitionierte Kammerorchester Hannover hatte sich das Stück gesichert, das bisher in drei Sätzen existiert, die beiden noch fehlenden werden im kommenden Sommer nachgereicht.
Aber es lohnt sich, auch schon diese drei ersten Sätze zu hören. Moritz Eggert, einer der stärksten und fleißigsten deutschen Gegenwartskomponisten, saß mit in der Kirche und gab erst mal ein paar einleitende Worte an das Publikum: „Ja, der Frankenstein-Roman diente vor allem der Inspiration.“ Das Konzert sei eine Hommage an Schauerromanautorin Mary Shelley und gleichzeitig an eine Comicserie namens „Promethea“ von Allen Moore, für Eggert eine faszinierend feministische Interpretation des griechischen Mythos.

Tolle Elisabeth Kufferath
Und deshalb heißt auch das Konzert „Promethea“ – mit Satzbezeichnungen wie „Der Preis der Macht“ und „Triumph und Tragödie“. Und zum Triumph macht das Ganze an diesem Abend auch eine Promethea, die Geigerin Elisabeth Kufferath, die auch noch die Viola spielt. Denn für diese beiden Streichinstrumente ist das Konzert geschrieben.
Und wie klingt nun diese Mythosvertonung? Erstaunlich klassisch, an manchen Stellen geradezu verführerisch üppig und reizvoll filmmusikalisch. Eggert verlässt nie den Konzertrahmen, den Alban Berg oder Erich Wolfgang Korngold vorgegeben haben. Wie ruppiger Beethoven geht es los, die Anforderungen an die Solistin sind sehr hoch – auch wenn beispielsweise im zweiten Satz kristallines Diskantspiel der Violine gefordert wird. Beide Instrumente abwechselnd kommen dann im dritten Satz größer zu Geltung, die Solistin spielt einen sich abwechselnden Dialog, reizvoll, aber richtig zwingend wirkt das nicht.

Intensive Proben des Kammerorchesters
Mal sehen, wie es sich weiter entwickelt, das Stück könnte mit seiner schon jetzt erkennbaren schwelgerischen Schönheit und dem überzeugenden Verzicht auf kompositorische Mätzchen ein zeitgenössischer Erfolg werden. Mit dem nötigen Einsatz begleitet wird der Frankenstein für Violine vom Kammerorchester, dessen gute Bewältigung des ungewohnten Materials von intensiver Probenarbeit (Dirigent: Hans-Christian Euler) zeugt.
Vorweg gibt es die Haydn-Sinfonie Nr. 93 und passende Auszüge aus Beethovens „Prometheus“-Ballett – beides vom mächtigen Nachhall der Christuskirche vergrößert. Das Publikum feiert Komponist und Orchester mit herzlichem Beifall.

Hannoversche Allgemeine Zeitung 11.12.2022 Henning Queren

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