Elisabeth Kufferath über das Tetzlaff Quartett im Interview mit der Schwetzinger Zeitung
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Im Interview: Das Tetzlaff Quartett wird nur eins von drei geplanten Konzerten bei den Schwetzinger SWR Festspielen spielen können und gewährt hier einen Einblick in seine Arbeit und Gedanken
Sie sind auf den großen internationalen Konzertpodien zu Hause: Die Geschwister Christian (Violine) und Tanja Tetzlaff (Cello), Elisabeth Kufferath (Violine) und Hanna Weinmeister (Bratsche) bilden seit 30 Jahren das Tetzlaff Quartett. Bei den Schwetzinger Festspielen waren sie ursprünglich für drei Konzerte vorgesehen. Zwei Auftritte müssen nun wegen der Corona-Erkrankung eines Ensemblemitglieds kurzfristig abgesagt werden: Am 4. Mai springt dafür das Leonkoro Quartet ein, am 5. Mai Quatuor Diotima. Das Konzert des Tetzlaff Quartetts am Sonntag, 7. Mai, 11 Uhr im Mozartsaal soll wie geplant stattfinden. Wir haben vorab mit Elisabeth Kufferath gesprochen.
Frau Kufferath, Sie sind seit seiner Gründung 1992 Mitglied des Tetzlaff Quartetts. Wie hat es sich seitdem entwickelt?
Elisabeth Kufferath: Wir haben 1992 zum ersten Mal zusammen gespielt, damals haben wir uns bei einem kleinen Festival in der Steiermark eine Woche zusammengetan, um das erste Schönberg-Quartett zu lernen und aufzuführen. Und dieser Stil ist uns eigen geblieben: Wir spielen die Musik, die uns besonders viel bedeutet und sind in der glücklichen Position, uns das erlauben zu können. Jeder von uns hat auch ein eigenes volles Berufsleben und wir haben immer aus Leidenschaft und Liebe fürs Quartettspielen zusammen gespielt, ohne davon wirtschaftlich abhängig zu sein. Obwohl wir immer nur phasenweise als Quartett zusammen waren, normalerweise zwei Tourneen pro Saison spielen, sind wir doch unglaublich in den 30 Jahren gemeinsam und aneinander gewachsen – und auch als Freunde durch dick und dünn zusammen gegangen.
Alle Mitglieder gehen abseits des Quartetts ihre eigenen musikalischen Wege als begehrte Solisten und Hochschullehrer. Wie finden Sie im Quartett zueinander?
Kufferath: Ich glaube, dass wir einander sehr respektieren und jede Meinung im Quartett wirklich gehört wird. Die Erfahrungen, die jeder für sich macht, bringt er zum Quartett. Dazu kommt, dass wir experimentierfreudig sind und auch bei Stücken, die wir viel gespielt haben, immer wieder bereit sind, ganz neu zu hören und Gewohntes über den Haufen zu werfen.
Das Tetzlaff Quartett ist auf allen großen internationalen Konzertpodien zu Hause. Was ist das Besondere an Schwetzingen?
Kufferath: Schwetzingen ist ein wunderschöner Festivalort mit seinen atmosphärischen Konzertsälen und dem herrlichen Schlosspark. Die Programme sind faszinierend und klug durchdacht. Und natürlich ist es schön für uns, mehrere Tage an einem Ort zu sein und uns mit drei verschiedenen Programmen präsentieren zu dürfen.
Christian Tetzlaff, Hanna Weinmeister und Sie selbst spielen moderne Instrumente von Peter Greiner. Was macht diesen Geigenbauer so besonders?
Kufferath: Peter baut fantastisch klingende, wunderschöne Instrumente. Christian und ich spielen sogar auf „Schwestern“, die aus dem- selben Holz geschnitzt sind.
Das Festspielmotto „Vanitas“ – Vergänglichkeit – hat für das Tetzlaff Quartett eine persönliche, traurige Aktualität. Können Sie dazu etwas erzählen?
Kufferath: Die Krankheit und der Tod unseres Freundes Lars Vogt haben uns erschüttert und verwundet. Lars hätte mit uns auch in Schwetzingen spielen sollen, Dvoraks Klavierquintett. Es wird immer unfassbar bleiben, dass er nicht mehr da ist, in unseren Herzen ist er aber unvergänglich.
Bei dem ursprünglich geplanten Kammermusikabend am 5. Mai haben Sie mit der Sopranistin Sarah Maria Sun eine Spezialistin für Vokalmusik des 20. und 21. Jahrhunderts zu Gast, die nun mit Quatuor Diotima auftritt. Wie kam die Zusammenarbeit zustande?
Kufferath: Tanja und ich haben mit Sarah schon Pierrot Lunaire gespielt und Sarah und ich haben Kurtágs Kafka-Fragmente gemacht. Sarah ist mit ihrer Kunst und Persönlichkeit die Idealbesetzung für das zweite Schönberg Quartett.
Sarah Maria Sun wird unter anderem Arnold Schönbergs Streichquartett Nr. 2 fis-Moll mit Sopran op. 10 interpretieren. Auch bei der Kammermusik-Matinee am 7. Mai erklingt sein Streichquartett Nr. 1 d-Moll op. 7. Welche Verbindung hat das Tetzlaff Quartett zu diesem Komponisten?
Kufferath: Neben diesen beiden Schönberg-Quartetten haben wir auch Alban Bergs Quartett op. 3, seine Lyrische Suite und Anton Weberns Fünf Sätze für Streichquartett im Repertoire. Die hohe Expressivität und Klangwelt der zweiten Wiener Schule sagt uns sehr zu und ich denke, sie liegt uns auch!
Um noch einmal auf das Festspielmotto zurückzukommen: Unter allen Künsten hat die Musik das stärkste Verhältnis zur Vergänglichkeit. Inwiefern?
Kufferath: Musik kann wortlos über Tod und Vergänglichkeit „sprechen“, sie kann aufbegehren, trösten und fragile Zwischenwelten beschreiben. Einerseits ist Musik, die verklungen ist, auch vergangen. Gleichzeitig kann ein berührendes Konzerterlebnis sich unvergänglich in die Erinnerung der Menschen brennen.
Schwetzinger Zeitung 3. MAI 2023 Janine Ak